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Innovative Versorgung: Wie aus klugen Ideen marktfähige Lösungen werden

Innovative Versorgung: Wie aus klugen Ideen marktfähige Lösungen werden

Das Gesundheitswesen in Deutschland hat sich über Jahrzehnte sektorbezogen entwickelt. Lösungen für übergreifende Versorgungsprozesse wurden lediglich dann eingeführt, wenn gesetzliche Regelungen dies unmittelbar forderten. In den letzten Jahren sind hingegen stärker Angebote für die unvermeidlichen Herausforderungen unserer Zeit, wie den demographischen Wandel, Multimorbidität und Polypharmazie der Patienten, gefragt. Nicht nur in Berlin, auch in anderen Metropolen ist im „Innovation Hype“ eine neue Bewegung von Start-up-Unternehmen entstanden, die in Versorgungsthemen investiert. Und neue, intelligente Anwendungen zur Verbesserung der Patientengesundheit konzipiert. Auch von Seiten der Politik wird dieser Trend über diverse Förderprogramme, wie den Innovationsfonds, aufgegriffen. Viele Ideen, schwerfällige Umsetzung – so die Bilanz, gemessen an erfolgreichen Marktplatzierungen der jungen Unternehmen.

Den Wandel gestalten bedeutet die Statik verstehen
Für neue Versorgungsformen gilt eine einfache Formel: Je disruptiver die Idee, desto größer der Widerstand. Das Ergebnis mag überraschen, wo doch gerade intelligente Ansätze Versorgungslücken schließen sollen. Doch das Problem ist naheliegend: Das deutsche Gesundheitswesen ist durch Budgets begrenzt – der erste Gesundheitsmarkt durch die Beitragseinnahmen zur Gesetzlichen Krankenversicherung, der zweite und dritte durch das Portemonnaie des Bürgers. Auf herkömmlichen Geldflüssen basieren alle Geschäftsmodelle; und diese werden verteidigt oder lassen sich nur schwer anpassen. Innovationen müssen sich folglich in einen Verdrängungsmarkt hineinbewegen. Im Gegensatz dazu stehen etablierte Prozesse und Arbeitsformen, die nur ungern aufgebrochen und aus dem weitgehend ausbalancierten System der Selbstverwaltung im Gesundheitswesen gesteuert werden. Neue Versorgungsformen benötigen dadurch mehr als nur die Zustimmung der unmittelbaren Interessensgruppen. Im Gegenteil: es ist ein langer Weg zu bestreiten; über die Akzeptanz der Ärzte und Apotheker, den Finanzierungswillen der Kostenträger bis zur oftmals erforderlichen Anpassung der Rechtsnormen. Mit dieser Situation ist jedes Start-up-Unternehmen in irgendeiner Phase seiner Markteinführung konfrontiert – und überfordert. Welcher Entwickler einer bahnbrechenden eHealth-App verfügt schon über die gesamte Expertise und das notwendige Netzwerk, um jeden Schritt zur Umsetzung des eigenen Geschäftsmodells richtig zu setzen? Dies gilt übrigens nicht nur für die junge Gründerszene; auch etablierte Player am Gesundheitsmarkt können oftmals ihre Innovation nicht erfolgreich auf den Markt bringen.

Was möchte eigentlich der Patient?
Bei aller Überzeugtheit, das richtige Produkt oder die geeignete Versorgungsidee auf den Markt zu bringen: Wie wird eigentlich der Bedarf ermittelt? Entwickler stellen häufig Vermutungen über die Akzeptanz der betroffenen Patienten auf oder führen ihre Ideen auf, anstatt die zukünftige Nutzergruppe geeignet zu befragen. Patientenvertreter beklagen, dass sie viel zu selten oder zu spät in neue Entwicklungen einbezogen werden.

„Domains of Innovation“ – Versorgungsinnovationen effektiv gestalten
Der Weg von der Idee über die Umsetzung in den Gesundheitsmarkt führt über komplexe Handlungsfelder. Bei der Einführungsplanung ist es nicht ausreichend, einen Businessplan allein nach betriebswirtschaftlichen Methoden aufzustellen. In vielen Fällen werden die Handlungsfelder nicht ausreichend analysiert und mit einer Roadmap unterlegt. Mit „Domains of Innovation“ bietet sich eine ganzheitliche Methodik an, die eine effektive Einführungsplanung der neuen Versorgungsform ermöglicht. Hierbei werden alle relevanten Handlungsfelder („Domänen“) benannt und dahingehend bewertet, wie intensiv sie von der Innovation betroffen sind. Die Bestimmung der „Domains of Innovation“ ermöglicht ein 360-Grad-Assessment der Versorgungsidee. Die Analyse aller relevanten Handlungsfelder führt zu einer effektiven Roadmap der Geschäftsidee. Wenn es nun gelingt, für jede Domäne die richtigen Experten und Umsetzungspartner zu gewinnen, ist der Weg zur Markteinführung erfolgreich planbar.

Autoren des Beitrags

Till Moysies

Till Moysies is an experienced strategy consultant and project manager, focusing on cross-sectoral integration of healthcare processes. After working for more than 15 years with leading management consultancies on public sector and healthcare projects, he started his own company Moysies & Partner in 2011.

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